Nur ein Solarfeld – oder geht da mehr?

Besuch der Solaranlage von Andreas Engl, Bodenkirchen (13. November 2021)

Dem Wunsch aus der 26. Jahreshauptversammlung heraus nachgekommen, haben wir uns gemeinsam auf den Weg gemacht die Anlage zu besuchen. Doch ist es denn den weiten Weg mit den eAutos (eMobilCafé) wert? Gerade im November, an einem trüben Tag – Solarstrom und Biodiversität besuchen?  

Anstelle am Freitag, zum Monatstreffen, stand nun am Samstag diese Reise auf dem Programm – Ja, im Netz wird das Solarfeld Oberndorf als die umweltfreundlichste Solaranlage Bayerns bezeichnet, doch was verbirgt sich dahinter? Bei Temperaturen im einstelligen Bereich schafft es Andreas Engl den fachlichen Zuhörern schnell das Herz zu erwärmen. 

Kinderstube für Füchse, und auch Hasen

Es geht ihm darum, dass so ein Solarfeld noch viel mehr kann, als nur Stromerzeuger zu sein. Es ist ebenso geeignet Lebensgrundlage für Tier und Pflanzenwelt zu sein. „Mich hat es sehr gefreut, dass wir sowohl Füchse, als auch Hasen beobachten konnten, die hier mit ihrem Nachwuchs waren“ berichtet Engl. Was den Artenreichtum anbelangt, steht ihm eine weitere wissenschaftliche Expertise zur Seite. Es wird beobachtet, erfasst, bestimmt und aufgezeichnet, was sich auf der ehemaligen Lehmgrube regt  und bewegt, die danach auch mal als wenig ertragreiches Feld genutzt wurde. Er hätte sich gefreut, wenn er mehr als 50 Nachtfalter von den  Lepidopterologen (Schmetterlingskundlern) nachgewiesen bekommen hätte. Dass es am Ende der zahlreichen nächtlichen Zählungen dann 143 Nachtfalter-Arten waren, hat selbst die Fachleute freudig überrascht, weil darunter auch Exemplare waren, die besonderen Seltenheitswert aufweisen.   Was sich noch alles, über das Jahr verteilt, auf seinem Solarfeld bewegt: kommendes Jahr ist auch der erste „Solarfeld-Honig“ zu erwarten. Der Bienenstock hat sich bereits für den Winter eingerichtet.  

Nur der Wiedehopf halt 

Noch vermisst Andreas Engl jedoch seinen Lieblingsvogel, den Wiedehopf der vor 2 Jahren bereits einmal zu Gast war und von Vogelkundlern dokumentiert wurde . So viele Brutkästen entlang des Solarfeldes wurden bezogen und waren gutes Zuhause für viele Vogelkinder. Nur der Wiedehopf halt, hat sein Unterkunfts-Angebot noch nicht nutzen wollen. 

Als Vorbild und auch Konzept wurden all diese Dinge naturschutzfachlich begleitet und zusammengefasst. Im Ergebnis ist das Solarfeld Oberndorf ein Biotop mit über 500 dokumentierten Tier- und Pflanzenarten. Heraus kam dabei ein Konzept, dass als Blaupause für weitere solche Anlagen, in ganz Europa, dienen kann. EULE ist die Kurzfassung für den Projektnamen Evaluierungssystem für eine umweltfreundliche und landschaftsverträgliche Energiewende. In diesem Video wird der Umfang erläutert. 

Pfadfinder haben nicht nur übernachtet

Der Leser ahnt es, es hört bei Flora und Fauna noch lange nicht auf. Vorbei an der im Bau befindlichen neuen Weiherhütte und wie kann es anders sein: Natürlich aus alten guten Balken aus der Region gemacht – ein Upcyclen in Reinform also. Entlang der Obstbaum-Allee, war bei dem mit wildem Wein eingefassten Freisitz, andere würde auch Trafostation dazu sagen, die Reden von den jungen Leuten. Engl hat es besonders gefreut, dass mehr als hundert Pfadfinder nicht nur übernachtet haben, sondern fleißig bei der Grünpflege mit angefasst haben. Eine gute Gelegenheit für ihn, den jungen Leuten die Energiewende, wie sie funktioniert und was man damit noch alles realisieren kann, näher zu bringen.  

Die Region versorgen mit eigenem Strom vom Feld

 „Näherbringen“ ist wohl ein großer Teil der Lebenszeit von dem Solarallrounder. Sich selbst versorgen bedeutet bei Ihm das WIR. Die Region versorgen mit eigenem Strom vom Feld. Das nennt sich dann konkret, Erzeugergemeinschaft für Energie in Bayern eG (EEB eG) und ist eben als Genossenschaft umgesetzt. Doch damit längst nicht genug, die Gründung der „Regionalwerke“, als „Stadtwerke der Region“ war und ist ein weiterer Schritt.

Energie- und Datenhoheit in Bürgerhand  

Sich aus der Region mit eigener Energie versorgen, ist das Ziel und hier stoßen die Regionalwerke nicht nur bei den Gemeinden aus dem Landkreis Landshut auf Gehör. Eine gute Handvoll weiterer Landkreise können das Potential erkennen, mit eigenen „Kreiswerken“ eine Wertschöpfung auf die Beine zu stellen, die dann den kommunalen Haushalten Gutes tut.  Vor allem aber will er damit aus DER Energiewende UNSERE Energiewende machen, damit die Bürger ihre Region selber gestalten können.

Vom Analogen zum Digitalen.

 Solche Dinge umsetzen lässt die Besucher in die High-Tech-Welt eintauchen. „Wir können den regionalen Nachweis für jede kWh aus der Region führen. Wie bei den Bio-Eiern bekommt jede Energieeinheit einen digitalen Stempel vom Hersteller, damit der Verbraucher sehen kann woher die Energie stammt, die bei Ihm auf der Abrechnung steht“ erläutert er. Auch hier ist das Netzwerk des Herrn Engl gut aufgespannt.  „SMECS – smart energy communities“ so heist das BMWi-Forschungsprojekt ,an dem Regionalwerke und EEB eG teilnehmen.  Dabei wird die Energieversorgung zu einem digitalen Ökosystem, wodurch Kostenvorteile, durch die regionale Nähe (lokales Strom-Netz nutzen), für alle Seiten erzielt werden können.

POWER TO CHANGE

Mit den gut besetzten E-Autos der Teilnehmer ging es anschließend zur Einkehr. Bei schöner Brotzeit und weiteren, angeregten Gesprächen, war es ein schönes und genüssliches Ausklingen.  Mit der Übergabe der POWER TO CHANGE DVD bedankte sich der Vorstand bei Andreas Engl ganz herzlich „Ja hier wird, neben der täglichen Solarstromernte, viel mehr geschaffen, als wir erahnen konnten“.

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